Mastodon

Warum mich “der letzte Magier von Manhattan” nicht bezaubern konnte

Ich habe kürzlich zum ersten Mal ein Rezensionsexemplar abgebrochen, und zwar “Der letzte Magier von Manhattan” von Lisa Maxwell. Das heißt nicht, dass es ein schlechtes Buch ist, aber es hat einfach nicht zu mir gepasst. Ich konnte nichts damit anfangen, ich fühlte mich nicht abgeholt, ich fand keinen Mehrwert im Buch und – was am wichtigsten ist – ich hatte keinen Spaß beim Lesen. Warum, das möchte ich kurz erzählen.

Nahaufnahme vom Cover zu "Der letzte Magier von Manhattan"

Der letzte Magier von Manhattan | Autorin: Lisa Maxwell | Übersetzt von: Michelle Gyo
Verlag: Knaur | Veröffentlicht am: 02.09.2019 | Seiten: 576
Werbung: Rezensionsexemplar

1. Die Sprache

“Wir dürfen heute Nacht kein unnötiges Risiko eingehen” , sagte er dann geschäftsmäßig und offensichtlich immer noch in dem Glauben, er hätte etwas zu melden.

Ich bin häufiger über den Schreibstil gestolpert. Teils mit informellen Elementen, was bei mir eher einen gekünstelten Eindruck hinterlassen hat statt authentisch zu wirken. Ich fühlte mich eher wie in einer mündlich vorgetragenen Erzählung, aber nicht im Stile Rafik Schamis, sondern eher ähnlich Jugendlichen, die sich an einer Straßenecke ihre neuesten Errungenschaften erzählen.

2. Die Stereotypien

“Geh vor” , sagte sie mit einem, wie sie hoffte, gewinnenden Lächeln. Sie kannte den Grundriss der Villa genauso gut wie er, wusste aber aus Erfahrung, dass man Logan am besten das Gefühl gab, er wäre nützlich oder hätte sogar das Sagen. So ließ er sie wenigstens in Ruhe.

Rieche ich da einen Hauch von Sexismus? Nur einen Hauch, vielleicht. Selbst wenn man es wohlwollend betrachtet, waren mir zwei der Hauptcharaktere auf den ersten hundert Seiten eindeutig zu Stereotyp. Er Macho, sie sich unterordnend trotz vorhandener Kompetenz, weil es – offenbar – der einfachste Weg ist. Ich kann die sich anbahnende Schnulze quasi in den Fingern spüren.

3. Die unerklärte Welt

Das Weglassen von Informationen dient in Büchern häufig dem Aufbau von Spannung. Man kann es damit aber auch übertreiben und die Leser*in vollkommen im Dunkeln lassen. Zu den Hintergründen und den Parteien im großen Konflikt des Buches habe ich – für mein Empfinden – zu wenig erfahren, um eine Verbindung zu den Charakteren aufbauen und mich in die Welt einfinden zu können.

Zusammengefasst wird Lisa Maxwell also sicher keine meiner Lieblingsautor*innen, allerdings sind die Geschmäcker ja zum Glück verschieden und es gibt sicher einige, die an dem Buch jede Menge Freude haben werden. Ich hoffe, meine Nachrezensentin Roxxie von The Art of Reading hat mehr Spaß beim Lesen.

Empfehlenswertere Bücher

9 Kommentare zu „Warum mich “der letzte Magier von Manhattan” nicht bezaubern konnte“

  1. Hey, das hört sich ja echt nicht so toll an muss ich sagen. Ich hatte das Buch auch schon im Auge, aber alleine die Zitate, die du ausgewählt hast, zeigen mir doch schon recht deutlich, dass diese Geschichte wohl auch für mich nichts ist … vielen Dank deshalb für deine offene Meinung.

    Liebste Grüße, Aleshanee

    1. Liebe Aleshanee,

      vielen Dank für deine Meinung. Natürlich ist nicht ausgeschlossen, dass sich das Buch noch in gänzlich andere Richtungen entwickeln wird, deshalb habe ich das Buch auch nicht rezensiert, sondern nur meine Gründe für den Abbruch mitgeteilt 🙂
      Lesen soll ja Spaß machen, auch und besonders wenn frau* einen Buchblog betreibt. Schön, dass du vorbeigeschaut hast, das sollte ich unbedingt auch mal wieder bei dir.

      Liebe Grüße,
      Nico

  2. Huhu Nico!
    Ich kam ja – allein des Covers wegen – auch schon kurz in die Versuchung bei dieser Geschichte, aber auch mir gefallen die ausgewählten Zitate stilistisch nicht sonderlich. Ist einfach nicht meine Sparte, dieses dunkler-Mann-naiv-dargestelltes-Mädchen-Ding. Und warum müssen sie sich dann auch immer alle verlieben? Ich verliebe mich auch nicht in jeden Hanswurst, der an meine Seite gestellt wird auf Arbeit. 😀

    Viel Glück mit dem nächsten Buch!
    Gabriela

  3. Lieber Nico,
    Wie schade, dass dir dieses Buch nicht gefallen hat. Ich kann deine Gründe wirklich gut nachvollziehen, auch wenn es mir mit dem Buch etwas anders ging. Ich habe es vor ein paar Monaten als Hörbuch gehört und es hat mir auf Englisch ziemlich gut gefallen. Ich könnte mir vorstellen dass deine Kritik bezüglich der Sprache vielleicht mit der Übersetzung zusammenhängt, mir gefielen die Zitate auch nicht so, im englischen hatte ich eigentlich aber keine Probleme.
    Was die Stereotypen angeht, so habe ich Esta nicht so wahrgenommen, dass sie sich unterordnet, eher im Gegenteil, sie kann auch sehr gut Kontra geben, auch wenn das am Anfang vielleicht nicht so rüberkommt 🙂
    Und bei deinem letzten Punkt schließlich muss ich dir zustimmen, so genau habe ich die Welt auch nicht immer verstanden, was mich im Endeffekt allerdings nicht so gestört hat, weil mir der Rest gefiel.

    Liebe Grüße,
    Katharina

    1. Liebe Katharina,
      schön, dass du einen anderen Blickwinkel auf das Buch mitbringst. Es hat ja auch immer sehr mit subjektivem Geschmack zu tun, ob ein Buch gefällt oder nicht. Von daher freut es mich, dass dir das Buch besser gefallen hat als mir 🙂 Vielleicht sind die Formulierungen im Englischen anders, eine Übersetzung birgt ja immer die Gefahr, den ursprünglichen Text zu verfremden. Allerdings möchte ich natürlich auch der Übersetzerin keine Schuld daran geben. Das Buch konnte mich einfach nicht überzeugen, was aber natürlich nicht heißen muss, dass es ein schlechtes Buch ist.
      Schön, dass du vorbeigeschaut hast 🙂

      Liebe Grüße,
      Nico

  4. Pingback: [Blog Glück] Oktober 2019 – Seitenglueck

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Scroll to Top