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Rezension

“Der Hexenzirkel ihrer Majestät” von Juno Dawson

“Der Hexenzirkel ihrer Majestät” von Juno Dawson war bereits im englischen Original auf meiner Wunschliste. Ich habe aber mit der Bestellung gezögert, da ich in letzter Zeit von Büchern mit Hexen eher enttäuscht war (zuletzt “The Sisters Grimm” und “Wild and Wicked Things”). Nachdem ich nun die deutsche Ausgabe gelesen habe, kann ich guten Gewissens sagen, dass mein Zögern vollkommen unbegründet war. Dawsons Hexengeschichte ist ein echter Hammer!

„Der mexikanische Fluch“ von Silvia Moreno-Garcia

Silvia Moreno-Garcia ist im englischsprachigen Raum schon etwas länger bekannt. Ihre bisherigen Veröffentlichungen lassen sich nicht wirklich in ein einzelnes Genre zwängen, vielmehr ist jede Geschichte eine neue Wundertüte: „Velvet Was the Night“ ist eher ein historischer Kriminalroman, „Certain Dark Things“ ein actionreicher Vampir-Noir. Als roter Faden zwischen ihren Romanen kann vielleicht der Schauplatz angesehen werden: Alle Geschichten spielen in Mexiko. Jetzt ist mit „Der mexikanische Fluch“, im Original „Mexican Gothic“, ihr erster Roman in deutscher Übersetzung erschienen. Genre diesmal: Ein Schauerroman in einem Gruselhaus.

“Madeleine, die Widerständige” Band 1

Madeleine Riffaud ist laut Wikipedia am 23. August 1924 geboren. Sie ist eine französische Dichterin, Journalistin, Kriegsberichterstatterin und war Mitglied des französischen Widerstandes der Résistance. Dass sie im August ihren 98. Geburtstag feiern konnte, ist alles andere als selbstverständlich, denn sie wurde von der Gestapo gefoltert und zu Tode verurteilt. “Madeleine, die Widerständige” ist ihre Geschichte.

„Ein rassismuskritisches Alphabet“ von Tupoka Ogette

Als ich vor Jahren anfing, mich mit Feminismus, Rassismus, Intersektionalität etc. zu beschäftigen (besser spät als nie), zögerte ich lange, mich zu den Themen zu äußern. Ich fühlte mich zu inkompetent, zu unbelesen, zu unsicher, um meine Perspektiven einzubringen. Ich hatte Angst, etwas Falsches zu sagen und mich so zu disqualifizieren. Vielleicht hätte ich meinen Mund früher aufgemacht, wenn es damals schon „Ein rassismuskritisches Alphabet“ von Tupoka Ogette gegeben hätte.

„Vom Wacholderbaum“ von Núria Tamarit

Als Schriftsteller haben es die Brüder Grimm echt geschafft. Auch 160 Jahre nach ihrem Tod wird ihr Material noch neu aufgelegt und interpretiert. Und dabei mussten sie sich die Geschichten nicht einmal selbst ausdenken! Sehr clever. Nun hat die super spannende spanische Künstlerin Núria Tamarit das Märchen “Vom Wacholderbaum“ in einen Comic verwandelt. Lohnt sich die Rückkehr zu der alten Geschichte?

„Schichten“ von Pénélope Bagieu

In der leider immer noch sehr männlichen Comicwelt ist Pénélope Bagieu ein strahlendes feministisches Licht, das weiterhin hell leuchtet. Bekannt ist sie vielleicht über ihr großes Werk “Unerschrocken“, das die Biografien von dreißig bemerkenswerten Frauen in Comicform vereint. In “Schichten“ geht es nun nicht mehr um andere Frauen, sondern um Bagieu selbst.

„Coming in“ von Élodie Font und Carole Maurel

Dieser Beitrag erscheint im Rahmen des feministischen September 2022

Wie jetzt, der #femtember ist schon fast vorbei und es gibt noch keine passende Comicrezension? Das sieht meinem Blog aber gar nicht ähnlich. Zum Glück springt der Splitter Verlag in die Bresche und hat bereits Ende August den Comic “Coming In” von Élodie Font und Carole Maurel veröffentlicht. Der perfekte Comic für diesen Monat! Warum? Lest selbst…

Coming In | Text: Élodie Font | Zeichnungen: Carole Maurel
Verlag: Splitter | Erschienen am: 24.08.2022 | Seiten: 144

Élos Story

Wann hast du gemerkt, dass du queer bist? Die Journalistin Élodie Font hat sehr lange gebraucht, ihre inneren Barrieren zu durchbrechen und sich einzugestehen, dass sie lesbisch ist. Von diesem inneren Kampf zwischen gesellschaftlichen Erwartungen, Selbstbild und persönlichen Empfindungen handelt “Coming In“ autobiografisch. Font zeigt auf, dass “Coming Outs“ nur eine Seite der Medaille sind. Das “Coming In”, das Eingeständnis vor sich selbst, dass mensch nicht der Norm entspricht, auch das kann Zeit kosten und sehr schmerzhaft sein.

Der Comic folgt Protagonistin “Élo“ und zeigt sowohl erste sexuelle Erfahrungen, wie auch zunehmend verzweifelte Gespräche mit Freund*innen, die offenbar schon weit vor Elo über ihre sexuelle Orientierung Bescheid wussten. Autorin Élodie Font nimmt uns mit auf eine sehr persönliche Reise und lässt auch die Diskriminierung nicht aus, die ihr aufgrund ihrer sexuellen Orientierung in Marokko widerfährt, während sie dort arbeitet.

Élos Leben ist nicht immer einfach und ihre Geschichte hat dunkle Kapitel, allerdings erzählt der Comic auch von vielen schönen und unterhaltsamen Momenten. Mir ist zum Beispiel Élos Boxkampf gegen ihr eigenes Unterbewusstsein sehr in Erinnerung geblieben. Insgesamt hat mich der Comic sehr berührt.

Maurels Umsetzung

Ein weiteres Highlight neben der Geschichte an sich ist auch die zeichnerische Umsetzung von Carole Maurel. Maurel hat vorher schon „Magdas Apokalypse“ und “Waves“ gezeichnet. Ich mag ihren fließenden und leicht skizzenhaften Stil total. Die Bilder lohnen sich auch zum mehrfachen Durchsehen und zeigen, dass es dringend mehr Diversität im immer noch sehr männlich gehaltenen Comicbereich gibt. Mein Wunsch wäre, dass auch der Splitterverlag sich hier noch mehr Mühe gibt. “Coming In“ ist zumindest ein großer Schritt in die richtige Richtung. Natürlich ist mir bewusst, dass die Konsument*innen hier auch ein Wörtchen mitzureden haben, deshalb kann ich alle nur ermutigen: Kauft diesen Comic, erfreut euch an den Zeichnungen und der Geschichte und sorgt so mit dafür, dass sich queere Comics auch für die Verlage lohnen. Dankeschön.

Der Song zum Comic

„Medusa und Perseus“ von André Breinbauer

Medusa die Schlangenköpfige, Medusa die Mörderin, Medusa das Monster. Den Göttern sein Dank, dass der heldenhafte Perseus, Sohn des Zeus, die Welt von diesem Ungeheuer befreit hat. Das ist die weit verbreitete (und zutiefst misogyn-patriarchale) Darstellung des Mythos um die Gorgone Medusa, die eigentlich nur eine Nebenfigur ist in den Geschichten um den heldenhaften Halbgott Perseus. Dass Medusa von Poseidon vergewaltigt und – als wäre das nicht schlimm genug – ohne eigenes Zutun von der Göttin Athene verflucht wird, dass sie sich auf eine einsame Insel zurückzieht und trotzdem Mann um Mann kommt, um sie zu vernichten, dass sie das vielleicht alles gar nicht wollte – geschenkt.

André Breinbauer möchte in seinem Comic den Mythos radikal anders (siehe Rückseite) erzählen und eine feministische Perspektive einbringen. Ob ihm das gelingt?

“Völlig meschugge?!” von Andreas Steinhöfel und Melanie Garanin

Der Duden übersetzt “meschugge” als “nicht bei Verstand; verrückt”. Der Ursprung des Wortes kommt aus dem Hebräischen. Allein mit diesem Wort ist die Handlung des Comics “Völlig meschugge?!” schon ziemlich gut umrissen (siehe Inhaltsangabe). Ein ziemlich passender Titel also. Übrigens basiert der Comic auf einem Drehbuch, das unter demselben Titel auch für KiKA zu einer sechsteiligen Serie verfilmt wurde.

“Im Zeichen der Mohnblume – Die Erlöserin” von R. F. Kuang

Rebecca F. Kuangs “Poppy Wars”-Trilogie ist seit Mai diesen Jahres endlich auch in Deutschland vollständig erhältlich. Hier tragen die Bücher den Namen “Im Zeichen der Mohnblume” und jeweils andere Untertitel. “Die Schamanin” und “Die Kaiserin” habe ich hier auf dem Blog bereits rezensiert, jetzt folgt mit “Die Erlöserin” noch das große Finale rund um Rin, ihren Phönix und die chinesische Geschichte des 20. Jahrhunderts.

“Trip mit Tropf” von Josephine Mark

Dass Comics viel mehr sind als bloß ein Nischenthema für Nerds, kommt langsam auch in der breiten Öffentlichkeit an. Steter Tropfen höhlt den Stein undso. Comics waren schon immer viel mehr als irgendwelche Superhelden, die sich gegenseitig verkloppen. Zum Beispiel ist gerade im noch jungen Kibitz Verlag, der sich auf Kindercomics spezialisiert hat, der Comic “Trip mit Tropf” erschienen. Im Zentrum der Geschichte: der Road Trip eines krebskranken Kaninchens – gemeinsam mit einem Wolf. Kein leichtes Thema für eine Kindergeschichte.

“Schildmaid – Das Lied der Skaldin” von Judith und Christian Vogt

In meiner Prognose zu den besten Büchern 2022 hatte “Schildmaid – Das Lied der Skaldin” von Judith und Christian Vogt einen festen Platz inne. Eine feministische Geschichte im Viking Age? Hörte sich schon beinahe zu gut an, um wahr zu sein. Als nun die Aufforderung kam, ich solle mit den Girls auf Viking gehen, wer wäre ich da, nein zu sagen?

“Das Orakel in der Fremde” von James A. Sullivan

Ende September vergangenen Jahres erschien “Das Erbe der Elfenmagierin” von James A. Sullivan, der Auftakt zu einer Dilogie, die jetzt mit “Das Orakel in der Fremde” ihren Abschluss findet. In meiner Rezension zum ersten Band hatte ich mich begeistert über die wertschätzende und hoffnungsvolle Stimmung im Buch gezeigt, woran der zweite Band nahtlos anknüpft. Aber der Reihe nach. Zuallererst bin ich sehr froh darüber, die Bände endlich signiert im Regal stehen zu haben! Wer das auch möchte, auf Twitter hat James mehr Infos dazu.

„Silberklingen“ von Joe Abercrombie

Joe Abercrombies aktuelle Trilogie: Zauberklingen, Friedensklingen, Silberklingen. Goooott, kommt endlich von diesem Klingen-Zug runter, Heyne! Naja, immerhin hat Heyne diesmal alle Autor*innen des Buches auf den Titel bekommen #SichtbarkeitfürSullivan.

Von den Titeln einmal abgesehen ist Abercrombies aktuelle Trilogie aber wieder absolut lesenswert und der letzte Band übertrifft noch einmal meine Erwartungen. Im englischen Original lautet der Titel übrigens “The Wisdom of Crowds“ – 10 Punkte für die, die darin eine “Klinge“ finden.

“Sturmhöhe” von Yann und Edith

“Sturmhöhe” zählt zu den Klassikern des 19. Jahrhunderts. Der Roman ist auch in feministischer Hinsicht interessant, da er von Emily Brontë geschrieben wurde, die unter männlichem Synonym veröffentlichen musste und deren Schriften erst lange nach Brontës Tod Berühmtheit erlangten. Heute ist Brontë eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen der englischen Romantik.

Nun haben es Klassiker (zumindest für mich) oft an sich, dass sie schwer zu lesen und schwerer zu genießen sind. Wie gut, dass jemand auf die Idee kam, „Sturmhöhe“ zum Comic umzuschreiben. Das macht ihn gleich wesentlich zeitgenössischer.

“Papa 2.0 – Nestbau inklusive” von Melanie Amélie Opalka

Autorin Amélie habe ich 2020 auf der Online-Buchmesse kennengelernt, sie wurde mir als Autor*innen-Patin zugelost. Seitdem durfte ich drei ihrer Bücher lesen: “Mach mir’n Kind“, “Papa – 1. Lehrjahr” und jetzt “Papa 2.0”. Die Bücher handeln von einem gesellschaftlich immer noch ein Stück weit tabuisierten Thema: Wir möchten gerne Eltern werden, aber es klappt einfach nicht. Was also tun? Der Austausch mit Amélie war total spannend, schließlich flossen in ihre Bücher autobiografische Details.

Origins

“Origins” versprüht auf dem Cover und auch auf den ersten Seiten einen derben “The Last of Us”-Vibe. Überwachsene Städteruinen, eine Szene in einer verlassenen U-Bahn… die postapokalyptischen Bilder sind mir direkt ins Auge gesprungen und auch im Kopf geblieben. Im englischsprachigen Original ist der Comic bei den Boom! Studios erschienen, einem meiner liebsten Comicverlage. Ich hatte den Comic deshalb schon länger im Auge und habe mich sehr auf die deutsche Veröffentlichung gefreut. Hält die Handlung, was das Cover verspricht?

“Vergiss mich nicht” von Alix Garin

“Vergiss mich nicht” von Alix Garin hat mich sehr an meinen Urgroßvater erinnert. Vor seinem Tod litt er an Alzheimer/Demenz (ich war zu jung, um mir der medizinischen Unterschiede bewusst zu sein) und ich konnte seinen geistigen Verfall hautnah miterleben. In dieser Hinsicht war der Comic auch eine sehr persönliche Auseinandersetzung mit meiner eigenen Vergangenheit.

„Jaron auf den Spuren des Glücks“ von Fabian Grolimund & Stefanie Rietzler

Vor etwas mehr als einem Jahr habe ich hier auf dem Blog ein Interview mit Fabian Grolimund und Stefanie Rietzler zu ihrem damals frisch erschienenen Buch „Lotte, träumst du schon wieder?“ geführt. Die beiden leiten eine Akademie für Lerncoaching in der Schweiz und haben in ihrem Buch eine Kindergeschichte mit Techniken zur Steigerung der Konzentration von AD(H)S-Kindern vermischt. Auch „Jaron auf den Spuren des Glücks“ ist mehr als „nur“ eine Geschichte.

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