Dieser Beitrag erscheint im Rahmen des feministischen September 2020
Es passt zu den Hiobsbotschaften der vergangenen Jahre aus den USA: Die Supreme-Court-Richterin, Feministin und Ikone Ruth Bader Ginsburg ist am Freitag, den 18. September verstorben. Ihr letzter großer Wunsch, dass ihre Stelle erst nach den Präsidentschaftswahlen neu besetzt werden solle, wird ihr aller Voraussicht nach nicht gewährt. Was das für die US-Amerikanische Politik und Bevölkerung bedeutet und welche Auswirkungen das zum Beispeil auf die Rechte von Frauen haben könnte, lässt sich zum Beispiel hier nachlesen. Um es kurz zu machen: Eine ziemliche Scheiße, das alles.

Ruth Bader Ginsburg – 300 Statements der berühmten Supreme-Court-Richterin
Herausgegeben von: Helena Hunt | Übersetzt von: Sefanie Retterbush
Verlag: btb | Erschienen am: 14.09.2020 | Seiten: 256
Werbung: Rezensionsexemplar
Vorkämpferin für Frauenrechte
Ruth Bader Ginsburg setzte sich in ihrer Zeit am obersten Gerichtshof unter anderem für Gleichberechtigung, das Recht auf Abtreibung und für die gleichgeschlechtliche Eheschließung ein. Sie ist 2013 auch die erste oberste Richterin, die ein gleichgeschlechtliches Paar traut. Als junge angehende Richterin in den 50er Jahren war sie selbst ständig mit Sexismus konfrontiert und hat mit ihrem Durchsetzungsvermögen vielen anderen Frauen den Weg geebnet.
Ein seltsamer Zufall, dass gerade ein Buch mit gesammelten Statements von ihr auf Deutsch erschienen ist, das ich nur zwei Tage vor ihrem Tod zu Ende gelesen hatte. In “Ruth Bader Ginsburg – 300 Statements der berühmten Supreme-Court-Richterin” sind schriftliche und mündliche Äußerungen von ihr gesammelt und thematisch sortiert. Zur Gleichberechtigung von Frauen sagte sie beispielsweise:
Poesiealbum
Das Buch besteht hauptsächlich aus Zitaten, quasi wie ein Poesiealbum. Ich hätte mir jeweils noch etwas mehr Kontext gewünscht als nur den Fall, in dessen Zusammenhang Ginsburg zitiert wurde. Mich hätte interessiert, wie der Fall ausging und welche Auswirkungen das hatte. Aber vermutlich hätte das den Rahmen des Buches deutlich gesprengt und eine Biographie war auch nicht die Intention der Herausgeberin.
Immerhin gibt es am Ende eine Rubrik, in der Ginsburgs Meilensteine aufgezählt sind, unter anderem Stationen in ihrem Leben und wichtige (gewonnene und verlorene) Fälle. Eine Kurzbiographie, wenn frau* so will. Das fand ich spannend zu lesen und sehr hilfreich, um den Einfluss zu verstehen, den Ginsburg über Jahrzehnte auf die amerikanische Gesellschaft hatte.
Für mich ist das Buch ein guter und übersichtlicher Einstiegspunkt in Ginsburgs Leben und Schaffen. An einigen Stellen ist es mir zu kurz gehalten, deshalb vergebe ich 4 von 5 Lesezeichen. Ich werde aber beizeiten eine ausführlichere Biographie über sie lesen, da ich ihr Leben in höchstem Maße interessant finde, zum Beispiel diese hier.

Lieber Nico,
wie du bei meiner Rezi schon festgestellt hast, haben wir einen sehr ähnlichen Eindruck vom Buch. Mir war es teilweise auch viel zu kurz gehalten und zu zerstückelt. RBG war aber wirklich eine interessante Persönlichkeit. so ein Schlamassel, dass jetzt schon wieder Trump den*die neue Richter*in für den Supreme Court vorschlagen darf… Die Frau*, die er vorgeschlagen hat, scheint sehr, sehr konservative Ansichten zu haben.
Viele Grüße
Anja
Hallo Anja,
anscheinend wurde die neue Richterin bereits in ihrem Amt bestätigt. So wie ich es mitbekomme, gestalten die Richter*innen des Supreme Court die Politik schon sehr deutlich mit und mit einer so deutlichen konservativen Mehrheit wie jetzt mache ich mir durchaus Sorgen, gerade um die Rechte von Flüchtlingen, Frauen und queeren Menschen. Es wird sicher eine ziemliche Debatte um das Abtreibungsgesetz geben…
Die letzten vier Jahre zeigen für mich aber sehr deutlich, dass dieses vielgelobte amerikanische “Checks and Balances”-System nicht (mehr) funktioniert.
Viele Grüße,
Nico
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