Sich ein Weltuntergangsszenario vorzustellen, ist momentan gar nicht so schwer. Dazu braucht es noch nicht einmal dystopische Comics. Da wir aber nicht unbedingt auf die Rettung durch Außerirdische zählen können, stellt sich die Frage: „Wer rettet uns und unsere Welt?“ Sibylle Bergs Antwort auf diese Frage lautet: Die Nerds! Im Rahmen einer Kolumne sprach Berg mit Wissenschaftler*innen über Themen wie die digitale Revolution, sexuelle Gewalt in Kriegsgebieten, außerparlamentarischen Widerstand, intersektionale Diskriminierung, den Aufbau der Klitoris und viele mehr. Nicht unbedingt Themen für alte weiße Männer also. Von den 16 interviewten Expert*innen sind auch immerhin sieben weiblich. Gut so.

Nerds retten die Welt – Gespräche mit denen, die es wissen | Autorin: Sibylle Berg
Verlag: KiWi | Erschienen am: 05.03.2020 | Seiten: 336
Werbung: Rezensionsexemplar
Sorge um die Welt
Beim ersten Betrachten des Buches fällt mir sofort die tolle Haptik des Covers auf. Ein dicker, schwerer Umschlag mit Prägung. Fühlt sich gut an. Mal sehen, wie es inhaltlich aussieht.

„Haben Sie sich heute schon um den Zustand der Welt gesorgt?“ ist regelmäßig die erste Frage, die Sibylle Berg ihren Interviewpartner*innen stellt. Und die meisten sind tatsächlich besorgt. Viele arbeiten aber in ihren Fachgebieten auch an Ideen und Lösungsvorschlägen, die zumindest Hoffnung machen. Die Interviews enden optimistischer, als sie begonnen haben: Wer weiß, vielleicht ist der Weltuntergang doch noch abzuwenden.
Eine geniale Idee sind die QR-Codes, die an vielen Stellen im Buch eingefügt wurden und auf die Quellen verweisen oder Hintergrundinformationen liefern. Das habe ich so noch nirgendwo gesehen und ich bin immer noch total begeistert. Anstatt endloser Fußnoten werden zusätzliche Infos schnell und einfach zugänglich gemacht. Wäre schön, wenn sich das auch in anderen Sachbüchern durchsetzen würde.
Begeisternde Interviews
Insgesamt versammelt Berg 16 Interviews in „Nerds retten die Welt“. Manche lesen sich nicht nur thematisch deutlich spannender als andere. Bei einigen konnte ich das Feuer beinahe spüren, mit dem die Interviewten für ihr Thema brannten. Zum Beispiel Elizabeth Anne Montgomery: Die Professorin für Pathologie und Onkologie spricht mit einer solchen Begeisterung über neue Erkenntnisse in der Krebsforschung, dass frau* nicht anders kann, als sich anstecken zu lassen. Auch das Gespräch mit der Ingenieurin und Kognitionswissenschaftlerin Odile Fillod, die ein 3D-Modell der Klitoris entworfen hat, blieb mir sehr positiv in Erinnerung.
Andere Interviews wiederum fühlten sich an, als sei kein richtiges Gespräch zwischen Berg und ihrer Partner*in zustande gekommen. Mehr ein Abarbeiten von Fragen als eine lebhafte Diskussion. Ein oder zwei Interviews hätte ich im Nachhinein überspringen können. Habe ich aber nicht, weil die einzelnen Gespräche ja nicht ewig lang sind.
Deshalb habe ich hinsichtlich meiner Bewertung lange geschwankt. Auf der einen Seite sind die QR-Codes genial und ich bin ein Fan von Sibylle Bergs genereller Haltung. Andererseits habe ich die Interviews unterschiedlich gern gelesen. Gleichzeitig ist das Buch voller interessanter wissenschaftlicher Erkenntnisse. Deshalb erhält „Nerds retten die Welt“ von mir nach reiflicher Überlegung 4 von 5 Lesezeichen.

Hallo Nico,
wow, das Buch klingt wirklich interessant.
Und die Idee mit den QR-Codes ist vielleicht genial. Die würde ich auch sofort scannen und mich weiter mit der Materie beschäftigen.
Liebe Grüße,
RoXXie
Hey Roxxie =)
ja, QR-Codes will ich zukünftig unbedingt in mehr Büchern sehen. Tolles Prinzip!
Liebe Grüße,
Nico
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