Dieser Beitrag erscheint im Rahmen des feministischen September 2020
Eine kurze Google Recherche hat ergeben: 100% der mir vorgeschlagenen “Bücher über Technik” sind geschrieben von Männern. Auch die “Top 10 Technik” von Hanser Fachbuch sind komplett von Männern geschrieben. Umso bemerkenswerter also, dass “Keine Panik, ist nur Technik” von einer Frau verfasst wurde. Um es gleich vorwegzunehmen: Das Buch über Algorithmen und Künstliche Intelligenz von Kenza Ait Si Abbou Lyadini ist absolut fantastisch!

Keine Panik, ist nur Technik | Autorin: Kenza Ait Si Abbou Lyadini
Verlag: Gräfe und Unzer | Erschienen am: 05.08.2020 | Seiten: 224
Werbung: Rezensionsexemplar
Kenza Ait Si Abbou Lyadini ist Managerin für Robotik und Künstliche Intelligenz bei der Telekom. Sie engagiert sich für mehr Frauen in MINT-Berufen und hat unter anderem schon einmal einen TEDx Talk über Diversität in der Entwicklung künstlicher Intelligenzen gehalten. Schon bezeichnend für das gatekeeping bei Wikipedia, dass zu ihr keine Seite existiert, aber dafür hat sie eine eigene Homepage.
Was ich Neues gelernt habe
“Keine Panik, ist nur Technik” beschäftigt sich mit dem, was hinter der uns ständig umgebenden Alltagstechnik steckt: Künstlicher Intelligenz und Algorithmen. Ich empfand das Buch als sehr einsteigerfreundlich, gerade auch für Menschen, die wenig Ahnung von Programmieren und Computern haben.
Hier mal einige der Dinge, die ich bei der Lektüre gelernt habe:
- Wie funktionieren Programmiersprachen und wie können Grundlagen des Programmierens bereits in der Schule vermittelt werden?
- Wie lernen Maschinen?
- Nach welchem Prinzip werden einem Personen auf Tinder vorgeschlagen?
- Was ist der aktuelle Stand bei der Entwicklung selbstfahrender Autos?
- Wie kann Künstliche Intelligenz Ärzten bei ihrer Arbeit behilflich sein und unser Gesundheitssystem entlasten?
- Wie helfen Algorithmen bei der Entwicklung eines Impfstoffes gegen Corona (ich war überrascht, wie wahnsinnig aktuell das Buch ist)?
- Sind Künstliche Intelligenzen wirklich neutral und fair? Und was ist der Grund dafür, dass die Gesichtserkennung bei BIPoC so viel schlechter funktioniert als bei weißen Menschen?
Gerade dem letzten Punkt widmet “Keine Panik, ist nur Technik” besondere Aufmerksamkeit. Anhand vieler Beispiele wird aufgezeigt, wie Algorithmen – oft unabsichtlich – bestimmte Bevölkerungsgruppen diskriminieren, zum Beispiel Frauen bei der Vergabe von Krediten oder der Jobsuche. Der Grund liegt bei den Entwickler*innen der Algorithmen:
Eine ziemlich homogene Gruppe also. Wo nur “weiße Informatiker kaukasischer Herkunft in Kapuzenpullis” arbeiten, da herrscht eben eine Logik der alten weißen Männer. Und das bedeutet, auch unsere Künstlichen Intelligenzen und unsere Computer, Smartphones etc. sind männlich und weiß. Ziemlich nachvollziehbar, dass Kenza Ait Si Abbou Lyadini sich so für mehr Diversität in Entwicklerteams einsetzt.
Ein informatives und feministisches Sachbuch
Die verschiedenen Themen werden eingeleitet durch Anekdoten aus dem Alltag der Autorin. Unabhängig davon, ob sich alle Ereignisse genau so zugetragen haben, lockern sie das tendenziell eher trockene Thema deutlich auf. Besonders gefreut hat mich, wie alles an anschaulichen Beispielen erklärt und mit über hundert Literaturangaben belegt wurde. Das eine oder andere angegebene Buch habe ich bereits in meine Leseliste aufgenommen.
Unterm Strich ist “Keine Panik, ist nur Technik” ein sehr lesenswertes und sehr leicht lesbares Buch über Künstliche Intelligenz und Algorithmen, das ich uneingeschränkt weiterempfehlen kann. Es war total interessant für mich, mehr darüber zu erfahren, was in all den Geräten steckt, die unseren Alltag begleiten. Von mir gibt es dafür 5 von 5 Lesezeichen!

Hi!
Irgendwie muss ich jetzt schmunzeln. denn “Künstliche Intelligenz” war auch das Thema meiner Reflexionsarbeit für ein Fach bei meinem Studium … Daher war ich mir nicht sicher, ob mir dieses Buch wirklich etwas Neues bringt. Für Neulinge ist das aber sicher ein interessantes Themengebiet, ich fand es im ersten Semester, als ich mich das erste Mal etwas genauer damit auseinander gesetzt habe, auch sehr, sehr spannend :).
Liebe Grüße
Ascari
Hey =)
Cool, dass dir das Thema schon intensiver begegnet ist! Was hast du denn studiert? Und hast du heute noch etwas mit KI zu tun?
Liebe Grüße,
Nico
Hi 🙂
Ich studiere immer noch, ich bin jetzt dann im fünften Semester Internettechnik. Ich bin zwar vom Alter ein ganzes Stück drüber über dem Durchschnitt, aber ich erfülle mir damit einen langgehegten Wunsch …
Liebe Grüße
Ascari
Ist ja toll, dass du dir deinen Wunsch erfüllst! Ich wünsche dir weiterhin ganz viel Spaß und eine gute Zeit und dass das Studium auch so bleibt, wie du es dir vorgestellt hast =)
Liebe Grüße,
Nico
Klingt super! Als Frau, die gegen das Klischee total auf Technik steht, ist das bestimmt ein Buch für mich 🙂 Ich habe letztens Die grossen Neun von Amy Webb gelesen. Das thematisiert auch stark, was du hier ansprichst: dass KI teils rassistisch und sexistisch ist, weil so eine homogene Gruppe sie baut: weisse Männer, die auch noch meist auf dieselben Uni gegangen sind. Kann das Buch auch sehr empfehlen!
Hey Sunita,
vielen Dank für deine Empfehlung =) Ich habe mir das Buch mal auf meine Liste gesetzt. Es hört sich an, als ginge das Buch in dieselbe Richtung. Gibt es in dem Buch auch anschauliche Beispiele für das, was Amy Webb erklärt? Die Beispiele waren etwas, das mir an “Keine Panik, ist nur Technik” sehr gut gefallen hat =)
Liebe Grüße,
Nico